Es geht um Raub und Mord, verbotene Liebe, Eifersucht, Rassendiskriminierung. Erik Kriek hat sich in die Niederungen traditioneller amerikanischer Folk Songs begeben und aus dem großen Fundus von sog. Murder Ballads 5 Lieder ausgewählt und zum Ausgangspunkt jeweils einer kurzen Graphic Novel gemacht.
Seine Wahl fiel auf die Titel „Pretty Polly and the Ship’s Carpenter“, „The Long Black Veil“, „Taneytown“, „Caleb Meyer“ und „Where the Wild Roses Grow“.
Jede einzelne Geschichte ist unterschiedlich farbig unterlegt. Die Zeichnungen in variablen Panels haben etwas Holzschnitt-artiges an sich und vermögen recht gut die düstere Stimmung, das Abgründige, das Grauen einzufangen. Manchmal wird das Blickfeld auf einen schmalen Streifen verengt. Gelungen auch die Perspektivwechsel, die uns erlauben, die Entwicklung der Geschichte mal aus dieser, mal aus jener Position zu verfolgen. Was mich allerdings etwas wundert, ist, dass die jungen Männer im Profil wirklich wie junge, in der Frontalansicht aber oft wie alte Männer aussehen. Mhm.
Gut für diejenigen Leser und Leserinnen, die die 5 Murder-Ballads noch nicht kennen und/oder sie nun wieder einmal hören möchten: der Comic-Anthologie liegt eine CD bei, auf der man u.a. auch Erik Kriek als Sänger erleben kann. Eine schöne Beigabe!
Erik Kriek ist ein 1966 geborener niederländischer Zeichner und Illustrator mit einem – wie er in einem Interview für Deutschlandfunk Kultur selbst einräumte – Hang zum Düsteren, mit einer Vorliebe für Horrorfilme und Horrorliteratur. Und diese Präferenz zeigt sich auch beim Vorgänger von „In the Pines“ : in seiner Comic-Adaption einiger Kurzgeschichten des Science-Fiction- und Horrorautors H.P. Lovecraft, erschienen unter dem Titel „Vom Jenseits und andere Erzählungen“.
„In the Pines“ wurde übrigens als „Album des Jahres“ mit dem wichtigsten Comicpreis der Niederlande, dem „Stripschappening“, ausgezeichnet.
Erik Kriek
In the Pines
5 Murder Ballads
Avant Verlag 2016, 128 Seiten
Ein tolles Konzept: Songs als Inspiration für (neue) bebilderte Geschichten zu nehmen.
Viele Grüße, Claudia
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Wenn das Schule macht, haben wir noch viel zu erwarten …
Grüße nach Wuppertal, Ingrid
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