Auf eine schöne, interessante, ja lehrreiche Reise durch rund 500 Jahre Exlibris-Kunst nimmt uns Anneliese Schmitt in ihrem Buch „Deutsche Exlibris“ mit.
Das Buch gliedert sich in eine ausführliche, repräsentative Bildauswahl und einen redaktionellen Teil, der immer wieder auf die vorgestellten beispielhaften kleinen Druckwerke Bezug nimmt. Doch erst einmal heißt es Ordnung in die Begriffsvielfalt rund um das Exlibris zu bringen.
Exlibris oder ex Libris? „Exlibris“, so lernen wir, ist die Substantivierung von ex libris (lat. „aus Büchern“). Während es Exlibris schon seit Ende des 15. Jahrhunderts gibt – die ältesten vorgestellten wurden um 1480 geschaffen -, hat sich der Begriff erst Anfang des vorigen Jahrhunderts durchgesetzt. Das erste Exlibris, wo der Begriff eindeutig substantivisch gebraucht wird, ist ein um 1900 entstandenes Blatt des Künstlers Willi Geiger.
Exlibris oder nicht Exlibris?
Exlibris sind lose Blätter, die den Eigentümer eines Buches bezeichnen und die auf den vorderen Innendeckel von Büchern eingeklebt werden. Mit dem Exlibris verbunden ist die Vorstellung von graphischem Bildschmuck. Der Text auf den Blättern ist in der Regel gedruckt, im 15. und 16. Jahrhundert auch handschriftlich eingefügt.
So die Definition von Anneliese Schmitt. Aber die Abgrenzung ist oftmals gar nicht so einfach, denn es gibt viele dem Exlibris verwandte Formen: den handschriftlichen Eintrag als die älteste Form der Kennzeichnung von Bucheigentum, Stempel, rein typographische Blätter, Signaturenschilder oder Supralibros (Außenexlibris), die aus der Einbandkunst erwachsen sind …
Einige Beispiele für Blätter, die keine „echten“ Exlibris sind, finden sich auch im Bildteil.
Das Exlibris ist eng mit der Geschichte des Buchdrucks, des Büchersammelns und der Druckgraphik verbunden. Seine Erfolgsgeschichte nahm in Deutschland ihren Anfang.
Die erste große Blütezeit der Buchillustration und Buchgestaltung fällt in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts. Durch sie angeregt und mitgetragen, erlebt die Entwicklung des Exlibris, das zu dem Zeitpunkt zu einer europäischen Erscheinung wird, ihre erste große Glanzzeit …
Das ist auch die Zeit, in der die namhaftesten Künstler der Epoche wie Albrecht Dürer, Lucas Cranach oder Jost Amman sich dieser Kunstgattung widmeten.
Anneliese Schmitt schildert in ihrem Buch in konzentrierter Form und immer wieder auf die Beispiele im ersten Buchteil verweisend die weitere Entwicklung des Exlibris, die sich verändernden Sujets, die Nutzung sich neu ergebender unterschiedlicher Techniken der Druckgraphik, zeigt an Beispielen das Zusammenwirken von Exlibris-Auftraggebern und gestaltenden Künstlern auf.
Oft sind die sog. „Redenden Exlibris“ von besonderem Reiz. Hier versucht der Künstler, den Namen des Bucheigners bildlich umzusetzen. Ein Beispiel findet sich auf dem Buchumschlag. Es zeigt das für Johann Knabensberg, genannt Igler, um 1480 geschaffene Blatt – eines der ältesten Holzschnitt-Exlibris. Der Text auf dem Schriftband lautet: „hanns igler. Das dich ein igel küs“.
Bücher selbst als Sujets für die Gestaltung eines Exlibris spielen übrigens erst seit dem 18. Jahrhundert eine Rolle.
Während das ältere Exlibris uns vor allem die Buchbesitzer und -liebhaber näher bringt, hat sich in jüngerer Zeit eine weitere Gruppe entwickelt, die ihre Aufmerksamkeit auf das Exlibris richtet: es sind die Sammler, bei denen das Interesse an der Graphik dominiert. Anneliese Schmitt: „Das moderne Exlibris … hat seine eigentliche kulturhistorische Funktion nicht zu bewahren gewußt.“
Mein Fazit: Auf gerade einmal 40 Textseiten vermittelt uns die Autorin eine prägnante Darstellung der Geschichte des deutschen Exlibris. Sie hat ihr umfangreiches Wissen gut verständlich aufbereitet. Im Zusammenwirken mit dem ausführlichen Bildteil vermittelt die Publikation einen guten Überblick über die Entwicklung dieses reizvollen kleinen Kunstformats in Deutschland. Bücher- wie Exlibrissammler sind mit diesem noch zu DDR-Zeiten in Leipzig erschienenen Buch gut bedient.
Leider verraten uns die Verlagsverantwortlichen mit keinem Wort, wer die Buchautorin ist. Da ein großer Teil der Abbildungen aus der Exlibris-Sammlung der Deutschen Staatsbibliothek Berlin stammt, könnte man vermuten, dass Schmitt die dortige Sammlung betreut hat. Aber das ist reine Spekulation.
Anneliese Schmitt
Deutsche Exlibris
Koehler & Amelang, Leipzig 1986, 192 Seiten
nur noch antiquarisch erhältlich
Sehr spannend, danke!
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Wenn man sich einmal damit befasst hat, lässt einen das Thema Exlibris nicht mehr so schnell los.
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Archive.org hat einige sehr interessante Scanns mit zahlreichen Abbildung zum Thema.
https://archive.org/search.php?query=exlibris%20AND%20mediatype%3Atexts
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Zwar verspätet, aber trotzdem vielen Dank für den Link. Da habe ich noch Einiges zu schauen …
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Das ist eine tolle Empfehlung – Ex Libris sind (und haben) eine ganz eigene Geschichte. Ich finde die Geschieden dahinter immer wieder faszinierend.
Danke und liebe Grüsse
Kai
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Danke für den, wenn ich mich nicht irre – ersten Kommentar auf DruckSchrift. Freut mich, dass die Buchempfehlung „angekommen“ ist. Grüße, Ingrid
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Ja, das war in der Tat des erste aber sicher nicht das letzte mal hier auf Deinem schönen Blog. Eine echte Entdeckung für mich. Bin gespannt auf das, was da noch kommt – und es gibt ja noch jede Menge zu stöbern.
Liebe Grüsse
Kai
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Ein feiner Tipp, liebe Ingrid! So fein, dass ich es mir gleich 2nd hand für günstigst Geld bestellt habe.
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Die „Investition“ lohnt sich, finde ich. Viel Spaß an dem Buch. Ingrid
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