Damian Thompson: Wohnen mit Büchern

Weiterlesen oder nicht? Kaum habe ich es mir mit dem Buch im Sessel gemütlich Wohnen mit Bücherngemacht, muss ich registrieren, dass ich gar nicht zur Zielgruppe des Autors gehöre. Wie heißt es doch ganz freimütig in der Einleitung?

Dass wir gern Bücher horten, beschert uns das Problem von Aufbewahrung und Präsentation, ganz gleich, ob wir in einem modernen Loft, einem Haus aus der Gründerzeit oder einer Villa aus dem 18. Jahrhundert leben.

Gut – ich gehöre zu denen, die dazu neigen, Bücher zu horten, und ich weiß oft genug nicht, wohin damit. Aber was meine Wohnverhältnisse betrifft: Fehlanzeige. Ich wohne weder in einem Loft oder Haus aus der Gründerzeit oder in einer Villa, aus welchem Jahrhundert auch immer. Leider auch nicht vergleichbar luxuriös.

Des Autors Welt ist, so scheint’s, nicht meine Welt. Es wird, sollte er es je erfahren, Damian Thompson hoffentlich nicht allzu peinlich sein, dass ich mich trotz meiner bescheidenen 3-Zimmer-Wohnung zum Weiterlesen entschlossen habe …

Es gibt einen triftigen Grund dafür: Nach dem kürzlich erfolgten Umzug sind die Bücher in meinen Regalen noch reichlich unsortiert. Anregungen für eine sinnvolle (Neu-)Ordnung sind willkommen. Macht die grobe Trennung in Literatur und Sachbücher nach wie vor Sinn?  Ist es besser, die Regalhöhen so zu bemessen, dass sowohl große als auch kleine Bücher eingeordnet und somit die alphabetische Reihenfolge durchgängig eingehalten werden kann? Habe ich außer den Rowohlt Bildmonographien noch andere Reihen, deren Titel ich sinnvollerweise als jeweils ganze eigenständige Blöcke einordne? Wie wäre es, wenn ich einem der vorgestellten Beispiele folgte und die Bücher nach Farben einsortierte? Oder wenn aus den sich wie von selbst bildenden Bücherstapeln auf dem Boden wohlgeordnete, dekorative Stapel würden, die der Aufnahme in ein Buch wie „Wohnen mit Büchern“ würdig wären?

Patentlösungen habe ich in Thompsons Buch nicht entdeckt, aber die werden auch nicht versprochen. Gefunden habe ich aber die eine oder andere Anregung. In den nächsten Tagen wird es an’s Ausprobieren gehen.

Unabhängig vom möglichen Nutzwert für mich selbst geht es mir aber so wie vermutlich sehr vielen anderen Bücherliebhabern: Bücher, gut gemachte Fotos, die zeigen, wie andere Menschen mit Büchern leben, wie sie ihre Bücher untergebracht, ihre Bibliotheken eingerichtet haben, üben eine enorme Anziehungskraft auf mich aus. Da spielt es dann letztlich keine so wichtige Rolle, dass man vielleicht selbst eine bescheidenere Bleibe sein eigen nennt, als jedenfalls dieses Buch sie uns reihenweise vor Augen führt.

Thompson geht in seinem Buch systematisch vor und präsentiert jeweils eine Reihe von zumeist von Designern entwickelten Beispielen für die Unterbringung von Büchern in Wohnzimmern, Bibliotheken und Arbeitszimmern, Küchen und Esszimmern, Schlafzimmern und Bädern, Treppen und Fluren und in Kinderzimmern. Nicht alle, aber viele der vorgestellten Vorschläge und Problemlösungen haben mir gefallen.Texte und Fotos ergänzen sich gut.

Mein Fazit: ein Buch, in dem man gern blättert. Gut lesbar, schöne Fotos, mit je nach Wohnverhältnissen und Bankkonto unterschiedlichem Nutzwert.

Ach ja: Als ich mir den Anhang mit den Bezugsadressen und den Adressen der Porträtierten, deren Arbeiten in dem Buch vorgestellt wurden, angesehen habe, ist mir die Frage durch den Kopf gegangen, wie sich Bücher wie „Wohnen mit Büchern“ eigentlich finanzieren. Werden wohl all die Unternehmen und Designer, für die das Buch praktisch Werbung ist, an den Herstellungskosten beteiligt?

Damian Thompson
Wohnen mit Büchern
Gerstenberg Verlag 2012, 160 Seiten, 24,95 EUR

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8 Gedanken zu “Damian Thompson: Wohnen mit Büchern

  1. Klingt interessant, aber ändert ein Buch wirklich die Aufbewahrungsgewohnheiten?
    Unsere Bücher sind einigermaßen thematisch geordnet und innerhalb nach Größen, den jeder Quadratzentimeter wird gebraucht (auch in der 2. Reihe dahinter).

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    1. Bücher dieser Art sind m. E. eher „Bilderbücher“, die sich Bücherliebhaber/innen gern anschauen. Praktische Konsequenzen dürften sich daraus nur selten ergeben. Wer seine Bücher in erster Linie als Deko-Objekte sieht, wird z. B. möglicherweise dem Vorschlag folgen, sie nach Farben zu sortieren. Wer aber seine Bücher liebt und liest, will gesuchte Titel doch wohl vor allem rasch auffinden. Da müssen dann andere, praktikablere Kriterien für die Aufbewahrung her.

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  2. Liebe Ingrid

    Es können noch so viele Bücher veröffentlicht werden über das wie die Bücher im Regal eingeordnet werden könnten. Schlussendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, wie es für ihn stimmt. Bücher auf der Toilette? Ne, da ist es mir dann doch zu dampfig. Auch in der Küche bewahre ich Kochbücher auch nur hinter verschlossenen Türen auf, denn sonst hat man irgendwann nur noch Fettseiten zwischen den Fingern. Auch mein Platz ist beschränkt in der Wohnung. Und wenn gar kein Platz mehr da ist, dann muss ich eben wieder einmal zu einem Mittel greifen, das mir schwer fällt, nämlich ausmisten und ab ins Antiquariat – leider.

    LG buechermaniac

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    1. Liebe büchermaniac, auch für mich gibt es Räumlichkeiten, die für eine Bücherunterbringung nicht infrage kommen: Toilette und Bad nämlich. Und in die Küche gehören allenfalls Kochbücher. – Auch was die Anordnung von Büchern angeht, stimme ich Dir zu: jeder muss seine individuelle Lösung finden. Anregungen von außerhalb können aber nicht schaden. Deshalb schaue ich auch gern in Bücher wie „Wohnen mit Büchern“, auch wenn diese und die darin zu findenden Designer-Vorschläge oftmals sehr „abgehoben“ sind. Ich fühle mich dabei an gewisse Modezeitschriften erinnert … Grüße in die Schweiz, Ingrid

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    1. Vielen Dank für den Hinweis. Das ist ja mal eine interessante Variante – Klassiker und Belletristik nach den Geburtsjahren der Autoren zu sortieren. Nachdenkenswert.

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  3. Liebe Ingrid,
    mit dem Horten von Büchern verhält es sich genauso wie mit dem Horten von Kunst 🙂
    Ein schöner Artikel!
    Ich wünsche dir einen schönen Tag von Susanne

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